Tag 16 - von Arzacq nach Saint Jean Pied de Port

Samstag 11. April 2015

Gestern habe ich noch in der Vieille Auberge in Arzacq das Nachtessen eingenommen sowie mein Versprechen gehalten, den vorhandenen Wein abzubauen.

Ausnahmsweise genehmigte ich mir mal 1/2 Liter, sonst ja nur 1/4tel. Der Tafelwein Floc aus der Umgebung mundete herrlich! Heute Morgen dann das gewohnte Frühstück und dann gings los.

 

Inzwischen sprechen ich nicht mehr von meinem Velo oder Flyer oder oder Stahlross, nein! Ein lieber Freund hat den richtigen Namen gefunden, vielen herzlichen Dank!

Ab jetzt heisst mein Gefährt "Pegasus" - das geflügelte Pferd aus der griechischen Mythologie!

Heute stand wieder ein hügeliger Tag bevor mit teilweise etwas ruppigeren Anstiegen als gestern, 115 Km waren angesagt. Schon am Morgen kam ich drei Mal in Not und musste nebst der höchsten Unterstützungsstufe und dem kleinsten Gang alle meine Kräfte mobilisieren, um diese drei Gewalthügel bezwingen zu können. Im Laufe des Tages ging das natürlich an die Substanz! Bis zum Mittag schaffte ich heute 57 Km, der Akkuwechsel war mit 65 Km angesagt. Hoffentlich reicht das bis am Abend, es standen ja noch etliche Steigungen an!

Frankreich und die Hunde, das ist so ein Thema. Ich bin ein Hundehalter und liebe Hunde grundsätzlich. Jedoch hatte ich schon ein paarmal mit anderen Hunden zu tun, als die, die ich mag! Grundsätzlich fahre ich ja über Land, da gibt es ein paar kleine Dörfer und viele Höfe. Es gibt Anwesen, die ziehen sich 200 bis 300 Meter der Strasse entlang, abgetrennt mit einem Hang. Diese Abgrenzungen sind machmal in einem sehr guten, vielfach aber in einem miserablen Zustand. Mein Pegasus wummert je nach gewähltem Gang und Leistungsstufe, recht gut hörbar vor sich hin. Jedenfalls diese Hunde sind irgendwie diesem Geräusch nicht unbedingt angetan. Wenn ich in ein Dorf fahre, beginnt der Hund des ersten Hauses zu bellen. alle anderen wissen nun, aha, der wummernde Pegasus kommt! Also alle an das Ende des Grundstückes in meine Richtung, warten bis wir auf gleicher Höhe sind. Dann auf gleicher Höhe neben mir her rennend bis zum Ende des Grundstücks. Nur durch diesen Hag von mir getrennt! Ich denke, dass ich von nun an anlässlich des Morgengebetes den lieben Gott bitten werde, dass  nie ein Loch im Hag ist!

Noch schlimmer ging es mir heute! Da fuhr ich an weit abgelegenen Höfen vorbei, die hatten keine Abgrenzungen, aber Hunde! Ein paarmal musste ich die hohe Stufe einlegen und in die Pedalen steigen, um den Verfolgern davon zukommen. Einen schaffte ich nicht, weil die Steigung zu steil war, da hielt ich an. Er liess sich dann überreden, meine Wädli in Ruhe zu lassen!

Wenn ich schon genau weiss, wo ich am Abend landen werde, könnte ich eigentlich immer einen Tag vorher am Zielort des nächsten Tages ein Zimmer reservieren. Irgendwie mag ich das aber nicht, weil dann muss ich bis zu diesem Ort fahren. Ohne Reservation habe ich immer die Möglichkeit, die Etappe nicht zu Ende zu fahren und dort zu übernachten, wo es mir gerade passt. Mir dem Risiko, dass mal kein Zimmer frei ist an meinem Etappenende. Heute musste ich lachen: In Saint Jean Pied de Port gibt es nur drei Hotels. Alle waren ausgebucht, eines hatte ein einziges Zimmer frei - das für mich! Sagenhaft oder?

Saint Jean Pied de Port ist der Ort, wo viele Leute ihren Jakobsweg beginnen, sei es zu Fuss oder mit dem Velo, daher ist ab hier mit viel mehr Fussgängern und Velofahrern zu rechnen als bisher. In der Hauptsaison muss das jeweils ziemlich schwierig sein, ein freies Zimmer zu erhalten. Es gibt ja auch ganze Gruppen, welche zusammen reisen und dann entsprechend Unterkünfte benötigen. Auch aus diesen Gründen habe ich den Anfang der Saison gewählt. Bis jetzt waren in Frankreich viele Gàtes, d'hôtes und Hotels noch gar nicht offen, weil noch zu wenig Publikum unterwegs ist.

Nun gehe ich noch ein wenig den Ort erkunden und schauen, ob ich was passendes finde, um meinen Kalorienbedarf wieder aufzufüllen!

Bis bald und gute Nacht!