Nachdem ich zwar gut geschlafen habe aber früh erwacht bin, ist mir die bevorstehende Monsteretappe in den Sinn gekommen!
Also los, auf gehts! Um 06.45 war ich natürlich der einzige Frühstücksgast. Der Chef war so weit parat, nur die Croissants hatte er noch nicht geholt, was er aber sogleich machte. Während des Frühstücks konnten wir uns etwas austauschen. Er hat das Hotel gekauft, nicht am Boden aber mit doch ziemlich magerem Geschäftsgang. Seit drei Jahren arbeitet er nun hart am Aufbau.
Was ich übrigens von allen Betrieben, hier geht es vor allem um die Gastbetriebe, sagen muss: Das sieht man auf den ersten Blick: Dort, wo die Inhaber selber am Werk sind und chrampfen, dort wo man volles Engagement spürt, da geht man gerne hin, da laufen auch die Betriebe! Dort wo der Chef am Morgen die Türen öffnet und am Abend abschliesst!
Wie sagte doch ein berühmter Philosoph: Derjenige, der die grossen Berge versetzte ist der gleiche, der anfing, die kleinen Steine aus dem Weg zu räumen!
Nochmals Route checken, Navi in Gang setzen und ab gehts. Gleich nach Annonay beginnen die Berge und Hügelzüge, unendlich weit! Erst ein ziemlich nahrhafter Anstieg auf einen Berg, danach kontinuierliche Steigung währen 27 Kilometern! Da es eine offizielle Velostrecke ist, zwar auf einer Autostrasse, gibt es aber immer wieder Hinweistafeln für Velofahrer. Das sind meistens weisse Schilder mit grüner Beschriftung. Vorbildlich sind die im Kilometertakt aufgestellten Schilder mit Angabe der nächsten Steigung,welche Distanz und bis auf welche Höhe über Meer. Nach einem Kilometer dann wieder die nächste aktuelle Angabe. Das ist wirklich hilfreich!
So geht es immer weiter und weiter, die Hügel hören einfach nicht auf! Da denkst: Jetzt kann es sicher nicht mehr bergauf gehen anhand des sichtbaren Geländes! Ja denkste! Um die nächste Kurve und schon gibt es wieder einen neuen Hügel. Da kommt der Moment, wo Du zu Dir selber finden musst, deine Tretkadenz, deinen Puls, wo du dich noch wohl fühlst. Weg mit Gedanken von Distanz, Zeit der Ankunft, Durchschnittsgeschwindigkeit, Anzahl Höhenmeter und weiss der Kuckuck welche Statistiken. Da bist nur Du, Dein Velo, Dein selbst bestimmtes Bagage Gewicht und der Berg - go on, do it!
Einige der befahrenen Hügel lagen über 1000 Metern über Meer. Ein paar Schneefelder hätte ich berühren können, aber da war mir zu kalt dazu. Bei den Aufstiegen hast eine gute Temperatur in den Händen und Füssen, bei Abfahrtsstrecken ändert das dann schnell. Die neuen Materialien sind hervorragend, die transportieren den Schweiss nach aussen, ohne dass du frierst. Die Auswahl meiner Kleider war hervorragend, nur für diese tiefen Temperaturen hätte es eine Zwiebelschicht mehr bedurft bei den Abfahrten. So behalf ich mich mit meiner altbewährten Tenson Jacke, leicht, abriebfest und windabhaltend. Die band ich während der Aufstiege auf die Pletschter Tasche mit einem Gummizug, auf dem Kamm vor der Abfahrt schnell anhalten, Jacke anziehen und runter gehts. Auch dieser Moment kam, wo es entsprechend dem Aufstieg auch wieder nach unten geht, und wie!!! Mein Gott, wäre das schön mit einem Rennrad hier einfach sausen zu lassen! Mein Gefährt ist sehr schwierig zu fahren, das benötigt eine gewisse Anlaufzeit. Schlenker erträgt es gar nicht, sonst wirft Dich das Ding ab! Höchstgeschwindigkeit nach Fabrikangabe ist 40 Kmh, ich hab es so bis gegen 60 Kmh ausprobiert den Berg hinab, dann dürfen aber keine Schlaglöcher oder Wellen sein und die Sinne müssen hellwach bleiben! Noch etwas lässiger wären diese Abfahrten bei etwas höheren Temperaturen!
Insgeheim hatte ich gehofft, meinen ursprünglichen Plan etwas abkürzen zu können. Zwar war ich nicht mehr genau auf dem Jakobsweg, aber es ist ja mein Weg, den ich mache. In Le Puy en Velay wäre ich am Ostermontag angekommen, habs dann aber am Karfreitag bereits geschafft!! Hier war ein Ruhetag eingeplant, hier gibts auch einen! Das Velay ist ein sehr interessantes Gebiet mit vielen Hügeln und Erhebungen, da gibt es viel Bauten mit dunkeln Steinen. Wenn man genau hinschaut, wird sofort die vulkanische Vergangenheit sichtbar! Wirklich besuchenswert diese Gegend und diese Stadt!